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Gemäss den Plänen von Hans Puchsbaum sollte der Stephansdom zwei gleich­wertige Türme erhalten. Während der Bau des Südturms unter Herzog Rudolf IV. des Stifters 1359 begonnen wurde und 1433 von Hans von Prachatitz vollendet werden konnte, erfolgte die Grundstein­legung zum Nordturm erst im Jahre 1450 durch Propst Simon von Klosterneuburg. Der Turmbau wurde 1511 aus finanziel­len Gründen einge­stellt. In der Zeit der Reformation und der Türken­kriege hatte man andere Sorgen. 1556-1578 errichteten Hans und Kaspar Saphoy die achteckige Renaissance-Haube mit einem Glockenhelm. Die Kuppel des Turmaufsatzes wird von einem Adler gekrönt, daher heisst der Nordturm auch Adlerturm. Nach dem verheerenden Brand des Doms gegen Ende des zweiten Weltkriegs wurde der Turmhelm im Zuge der Restaurierung zu einer Glocken­stube ausgebaut, in welcher seit dem 5. Oktober 1957 die in St. Florian bei Linz neuge­gossene Pummerin ihren Platz gefunden hat.

Die Pummerin hing bis zu ihrer Zerstörung beim Dombrand 1945 im Südturm. Sie ist mit 20.130 kg (ohne Klöppel und sonstigen Armaturen) und 314 cm Durchmesser die größte Glocke Österreichs.

Am Foto (Juli 2017) sieht man den Aufzugsschacht, mit dem Besucher bequem bis zur Pummerin hinauf­fahren können, sowie in der Bildmitte die Stein­figuren von Franz Joseph und Elisabeth.


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Nach einer Überlieferung des Humanisten Johannes Cuspinian hatte der Kaiser Friedrich III. höchstpersönlich Anteil an dessen Fundamentierung. Wie der Gelehrte berichtet, war 1450 wegen verfrühter Traubenreife der Wein derart sauer geraten, dass ihn niemand trinken wollte. Er wurde als  "Reifbeißer" bezeichnet.

Friedrich III. befahl, den Wein auf den "Stephansfreithof" zu bringen, der damals noch das Gotteshaus umgab. Der Rebsaft sollte dazu dienen, den Kalk abzulöschen, um damit das Fundament des Nordturmes "recht zu bauen." Angeblich ist der Nordturm deshalb besonders stabil.


Die Legende von Puchsbaums Sturz vom Stephansturm

Um seinen Lehrer und Meister zu verdrängen, hatte Puchsbaum versprochen, in sehr kurzer Zeit einen zweiten Turm zu bauen. Je mehr er aber darüber nachdachte, wie er seiner Zusage nachkommen möge, desto mehr fing er an zu zweifeln, und es bemächtigte sich seiner Seele eine namenlose Unruhe. Wohl manchen Tag betrachtete er den vor kurzem vollendeten Niesen, und nicht selten stand er bis zur Stunde der Mitternacht vor dem wundervollen Gotteshause an der Stelle, auf der der zweite Turm emporsteigen sollte. Eben tat er dies wieder, und peinigende Gedanken ließen ihn lange nicht bemerken, was um ihn vorging. Als er endlich aufsah, erblickte er ganz in seiner Nähe ein altes Männlein, das ihn wehmütig betrachtete.

"Du erbarmst mir", begann die geheimnisvolle Erscheinung zu reden, "doch ich will dir helfen, und früher, als du zugesagt hast, soll der Bau vollendet sein. Dafür fordere ich nichts, nur darfst du während des ganzen Baues den Namen deiner Braut Maria nicht nennen!"

Puchsbaum in seiner Not versprach zu halten, was gefordert wurde, und der Vertrag war geschlossen. Am nächsten Tage begann er den Bau, und dieser ging so rasch vorwärts, daß sich alles mit Recht darüber verwunderte. Puchsbaum selbst, stolz über den Sieg, den er seinem Gegner und dem ungläubigen Magistrate gegenüber erkämpfen sollte, konnte kaum den Ausbruch der Freude unterdrücken. Jeden Abend überschaute er von dem höchsten Gerüste die Arbeit des Tages, und ihr Gelingen erfüllte seine Seele mit endlosen Plänen und Hoffnungen. So hatte er während des ganzen Baues noch nicht Zeit gewinnen können, an seine Geliebte zu denken, geschweige sie zu sehen; als er aber wieder eines Abends aus schwindelnder Höhe seine trunkenen Blicke niederwarf auf die dunklen Pfade der Menschen: stehe, da ging die Herrliche vorüber. Er vergaß des Versprechens und rief im Sturm der Freude:

"Maria!"

In demselben Augenblicke stürzte das Gerüst zusammen, er fiel in die Tiefe, und die Trümmer des zerborstenen Turmes bedeckten seinen Leichnam. Eine rote Gestalt erschien und verschwand bald wieder; aber das Hohngelächter der Hölle hallte weit über die Stadt hin.

Seit dieser Zeit hat man den Gedanken aufgegeben, einen zweiten Turm zu bauen; der Magistrat ließ Schutt und Steine wegräumen; von dem Unglücklichen aber war keine Spur zu finden.

Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 33, S. 43f